Bildung ist erblichDie neue Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zeigt: Die soziale Stellung der Eltern entscheidet weiterhin ma�geblich �ber den Bildungserfolg der Kinder.
Von 100 Akademikerkindern in Deutschland beginnen 83 ein Studium, von 100 Nicht-Akademikerkindern schreiben sich gerade einmal 23 an einer Hochschule ein. Das geht aus den Daten der 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) hervor, die am Dienstag ver�ffentlicht wurden.
Die Erkenntnis der Studie: �ber den Bildungserfolg entscheidet in Deutschland nach wie vor ma�geblich die soziale Stellung der Eltern. Die fehlende Chancengleichheit sei "besch�mend f�r eine Demokratie", sagte DSW-Pr�sident Rolf Dobischat bei der Vorstellung der neuen Daten in Berlin. Andr� W�lter, Wissenschaftler beim Hochschul-Informationssystem (HIS), das die Studie im Auftrag des DSW durchgef�hrt hat, sprach von einer "Selbstreputation" der deutschen Akademiker-Schicht.
Dass soziale Bildungsbarrieren schon in der Schule beginnen, zeigt ein erstmals f�r die Studie erstellter "Bildungstrichter". Von 100 Akademikerkindern schaffen nach der zehnten Klasse 88 den Sprung in die gymnasiale Oberstufe. Nahezu alle (94 Prozent) erwerben anschlie�end auch das Abitur und studieren danach. Von 100 Nicht-Akademikerkindern setzen dagegen nur 46 nach der zehnten Klasse ihre Schulbildung fort. Die H�lfte davon scheitert oder verzichtet trotz Abitur auf das Studium.
Angesichts der neuen Daten bekr�ftigte die Bundesregierung am Dienstag ihr Vorhaben, das Studenten-BAf�G "sp�rbar" zu erh�hen, um mehr Kinder aus bildungsfernen Schichten in ein Studium zu bringen. Die Verwirklichung von Chancengerechtigkeit bleibe eine vordringliche Aufgabe der Bildungspolitik, sagte Bildungs-Staatssekret�r Andreas Storm (CDU). Auch den Fachkr�ftemangel will die Bundesregierung so in den Griff bekommen. Dringend ben�tigt w�rden vor allem mehr Studenten der Ingenieur- und Naturwissenschaften, so Storm.
Auch �ber den Erfolg des BAf�G f�r die Hochschulzug�nge gibt die Sozialerhebung Auskunft. Nach der gro�en BAf�G-Reform von 2001 ist die Studierquote beispielsweise in der Gruppe der Arbeiterkinder im Westen von zuvor 12 auf 17 bis 18 Prozent leicht angestiegen. "Das BAf�G wirkt. Es fehlt jetzt aber dringend ein neuer Schub", sagte Dobischat. BAf�G-F�rders�tze und Elternfreibetr�ge sind seit sechs Jahren nicht mehr erh�ht worden.
Einen neuen D�mpfer bei der Studierbereitschaft von Kindern aus bildungsfernen Schichten f�rchtet der DSW-Pr�sident allerdings durch die Einf�hrung von Studiengeb�hren in mehreren unionsgef�hrten Bundesl�ndern. Nach der Sozialerhebung hat ein Student im Schnitt heute nicht mehr als 770 Euro zur Verf�gung. Allerdings gibt es unter den Studierenden ein deutliches Einkommensgef�lle. Jeder dritte liegt unter dem von den Familiengerichten festgelegten Unterhaltsmindestsatz von 640 Euro. Zugleich hat aber auch fast jeder vierte Student mehr als 900 Euro im Monat zur Verf�gung.
F�r die repr�sentative Sozialerhebung wurden rund 17.000 Studenten befragt und verschiedene Mikrozensus-Analysen (kleine Volksz�hlung) ausgewertet. HIS f�hrt die Sozialerhebung alle drei Jahre im Auftrag des Studentenwerkes durch.
Erschienen am 20.06.2007 in Zeit Campus zurück | quelle
|