269 Studenten fordern den Staat herausDem Land Hamburg droht der Verlust seines K�nstlernachwuchses, wenn es seine Ank�ndigung wahrmacht, die Mehrheit der Studenten seiner Hochschule f�r bildende K�nste zu exmatrikulieren: 269 von 442. Diese weigern sich n�mlich, Studiengeb�hren zu entrichten. Hamburg geh�rt zu jenen f�nf Bundesl�ndern, in denen die Studenten schon jetzt 500 Euro pro Semester zahlen m�ssen.
Der Boykott verl�uft so: Die Studenten zahlen ihre Geb�hren auf ein anwaltlich betreutes Treuhandkonto. Falls nicht gen�gend Beteiligte zusammengekommen w�ren, um einen wirksamen Boykott zu erreichen, h�tte der Anwalt das gesamte Geld an die Hochschule weitergeleitet. So wie es an allen anderen Hochschulen passierte, deren Studenten die Geb�hrenzahlung verweigern wollten. Aber in Hamburg kamen 60 Prozent zusammen - eine wirkliche Boykottmehrheit.
Man kann die Kunststudenten verstehen. Die meisten k�nnen sich nicht den Kredit leisten, den sie f�r die Geb�hren aufnehmen m�ssten. Wie der deutsche Kulturrat mitteilt, verdienen die meist frei arbeitenden K�nstler nach dem Studium im Schnitt 7 700 bis 12 000 Euro im Jahr. Zu wenig, um auch noch einen Schuldenberg abzutragen.
Doch den Wunsch nach einer Sonderregelung f�r die Kunsthochschule lehnt das Land wegen der "Gleichbehandlung" ab. F�r den Staat ist es eine Machtprobe. Der Wissenschaftssenator J�rg Dr�ger macht Druck auf die Hochschule. Er verweist auf die Rechtslage: Geb�hren sind zu zahlen. Au�erdem w�re es ein deutliches Signal f�r alle anderen Hochschulen, h�tten die Studenten Erfolg. Der Pr�sident der Kunsthochschule r�umt den Studenten zumindest eine Frist bis zum 30. September ein. Wer dann nicht zahlt, der muss gehen.
Unfrieden und die Vertreibung des talentierten Nachwuchses - das ist die traurige Ernte einer unsozialen, egoistischen Politik. Es ist die Quittung daf�r, dass eine Reihe unionsregierter L�nder auf schnellstem Wege Geb�hren einf�hrte, nachdem das bundesweite Verbot gefallen war. Sie taten es, ohne sich mit anderen Bundesl�ndern abzustimmen, wie man das normalerweise in einem f�deralen Staat tut. Im Beispiel Hamburgs k�nnte es dazu f�hren, dass sich die besten Talente an geb�hrenfreien Kunsthochschulen bewerben: in Berlin, D�sseldorf oder Leipzig.
Die Politik ist aber nicht nur dumm, sondern auch schizophren. W�hrend der K�nstlernachwuchs Hamburgs vertrieben wird, weil er die insgesamt erwartete Viertelmillion Euro pro Jahr nicht zahlt, gibt das Land Millionen f�r Gutachten aus - zu der Frage, wie man Talente nach Hamburg holen kann. Erschienen am 18.07.2007 in Berliner Zeitung zurück | quelle
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