Fredrik Dehnerdt ist Gesch�ftsf�hrer des Aktionsb�ndnisses gegen Studiengeb�hren (ABS)
Das Aktionsb�ndnis gegen Studiengeb�hren geh�rt zu den treibenden Kr�ften der Kampagne f�r einen Boykott von Studiengeb�hren. Wie f�llt Ihre Bilanz kurz vor Ablauf der R�ckmeldefristen aus?
Ich ziehe eine gemischte Bilanz, bei der allerdings das Positive �berwiegt. Zu einem fl�chendeckenden Boykott hat es leider nicht gereicht. Aber immerhin war an einzelnen Hochschulen die erste Runde des Boykotts erfolgreich. Viel wichtiger ist jedoch der Zuspruch, den die Kampagne von Kr�ften innerhalb und au�erhalb der Parlamente erhalten hat: Es haben sich nicht nur der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mit uns solidarisiert � auch Landtagsfraktionen wie etwa die der SPD in Baden-W�rttemberg haben uns den R�cken gest�rkt. Wir haben also mit einer sehr linken Idee eine Spaltung im b�rgerlichen Lager erreicht.
Wie sieht es mit der Beteiligung am Geb�hrenboykott aus? Sie hatten eine Mindestzahl von Studierenden festgelegt, die ihre Geb�hren auf ein Treuhand-Sperrkonto �berwiesen. Bis heute wurde dieses Quorum wohl nur an einer Handvoll Hochschulen erreicht.
Wir hatten niemals die Erwartung, es an jeder Hochschule zu schaffen. F�r einen fl�chendeckenden Erfolg waren die Ausgangsbedingungen ung�nstig: An vielen Hochschulen wurde sp�t mit der Mobilisierung begonnen, weil der Boykottbeschlu� erst wenige Wochen zur�ckliegt. Es hat sich au�erdem gezeigt, da� die Erfolgschancen an kleinen Hochschulen gr��er sind. Dort, wo sich Menschen auf engerem Raum aufhalten, funktioniert die Mund-zu-Mund-Propaganda besser.
Ist das der einzige Grund f�r das �berwiegend d�rftige Abschneiden an den Massenhochschulen?
Leider ist der Glaube an die vermeintliche Alternativlosigkeit zur herrschenden Politik auch unter Studierenden stark verbreitet. Kaum einer hofft noch, selbst oder gemeinsam mit anderen etwas ver�ndern zu k�nnen. Eine Rolle hat sicher auch die von Rektoren und Wissenschaftsministern aufgebaute Drohkulisse gespielt, die Beteiligten zu exmatrikulieren. Uns ist es offenbar nicht gelungen, den Leuten klarzumachen, da� unsere Handlungsspielr�ume mit jedem Teilnehmer gr��er und die der Unileitungen kleiner werden. Denn welcher Rektor kann es sich erlauben, Tausende Studierende vor die T�r zu setzen?
Ist die mangelnde Beteiligung nicht auch Indiz daf�r, da� Studiengeb�hren von den meisten doch stillschweigend bef�rwortet werden?
Es ist nun einmal so, da� die Masse der Studierenden, wie der B�rger �berhaupt, sehr unpolitisch ist. Das ist aber kein Grund zu kapitulieren. Denn auf der anderen Seite w�chst der Widerstand gegen die neoliberalen Hochschulreformen � vielleicht noch langsam, aber stetig. Das haben die immer neuen, gr��eren und heftiger werdenden Proteste gegen Studiengeb�hren in den vergangenen zwei Jahren gezeigt. Das Thema ist seither fester Bestandteil der �ffentlichen Diskussion, und der Rechtfertigungsdruck auf die Politik ist st�rker geworden. Das alles sind immense Fortschritte.
Was geschieht dort, wo das Quorum erreicht wurde?
Erst einmal m�ssen wir abwarten, an wie vielen Hochschulen die H�rde noch genommen wird. Wenn es, wonach es aussieht, sehr wenige sein werden, wird der Boykott auch in der Fl�che abgeblasen. Neben den Quoren an den einzelnen Einrichtungen haben wir auch L�nderquoren festgelegt; pro Land mu� ein bestimmter Anteil aller Studierenden teilnehmen. Gute Chancen rechnen wir uns noch f�r Hamburg aus, wo die Zahlungsfristen erst im Juni auslaufen. Die Beteiligten an den drei erfolgreichen Karlsruher Hochschulen haben also nichts zu bef�rchten, ihr Geld wird rechtzeitig an die Unis �berwiesen. Momentan laufen aber noch Verhandlungen mit den Verantwortlichen, die Fristen zu verl�ngern, weil wir gerade f�r Baden-W�rttemberg die Hoffnung haben, auch in der Fl�che unser Ziel zu erreichen.
Was, wenn die Kampagne gro�fl�chig scheitert? Wird es eine Neuauflage zum Wintersemester geben?
Es gibt jetzt schon Signale aus Bayern, Hessen und dem Saarland f�r einen Studierendenboykott nach laufendem Vorbild. Und selbst in �sterreich wird ein Nachahmen erwogen.