Das Konzept zum Rückkauf kleiner Agrarflächen über Crowdfunding zwecks Renaturierung in fünf Punkten beschrieben

Bild/Lizenz: Creative Commons Lizenz: BY-SA 3.0. Autor: Luc Viatour.  siehe Wikipedia

1 Konzept und Ziel

Das ‚Initiative Ackerrandstreifen‘ (Arbeitstitel) ist eine Initiative, die über Crowd-Funding kleine bis mittelgroße landwirtschraftliche Flächen zwischen einigen Quadratmetern bis wenigen Hektarn auf­kauft und sys­tematisch in Ackerrandstreifen oder Wildäcker bzw. Blühflächen umwandelt. Neben klei­nen land­wirt­schaftlichen Randflächen, sollen auch Bracheflächen oder Äcker aufgekauft wer­den, die eben­so umgewandelt werden. Die Flächen werden somit bewusst jeglicher Nutzung für den Menschen entzogen – und sie werden im Sinne des Arten- und Naturschutzes der Tier- und Pflanzenwelt überlassen.
Ziel ist es, so viele Kleinflächen wie möglich in ländlichen Gebieten Deutschlands aufzukaufen und dauerhaft naturnah umzuwandeln. Dies geschieht über Immo­bilien­auk­tionen etwa auf der Plattform BVVG (Bodenverwertungs- und verwaltungs GmbH), die Flächen der östlichen Bundesländer versteigert – oder aber über private Plattformen wie Diia (Deutsche Internet­immobilien AG) und andere Auktionen wie bei karhausen-ag.de
Um die notwendigen Gelder aufzubringen, soll es zwei Spendenmöglichkeiten geben: 1. für eine ganz bestimmte ausgeschriebene Fläche, oder 2. für einen allgemeinen Fonds/Finanztopf, aus dem dann beliebige Flächen im ganzen Bundesgebiet von der ‚Initiative Ackerrandstreifen‘ ge­kauft werden.
Neben dem Kauf von Flächen, soll es auch die Möglichkeit geben, langfristige Patenschaften zu übernehmen, im Rahmen derer sich engagierte Bürger*innen dazu bereit erklären, sich um einzelne Flächen lang­fristig zu kümmern. Also etwa regelmäßig zu überprüfen, ob diese auch tatsächlich noch im Sinne der ‚Initiative Ackerrandstreifen‘ mit Wildpflanzen bewachsen sind.
Besonders attraktiv ist an diesem Konzept, dass es verhältnismäßig einfach und schnell umzusetzen ist und sich für die Öffentlichkeit klar erkennbar sofort Erfolge für den Artenschutz einstellen.

2 Hintergrund

Im Zusammenhang mit der industriellen Landwirtschaft und dem Klimawandel wird in der Öffentlichkeit derzeit verstärkt das Thema Artensterben diskutiert. So geht die Zahl der Arten seit Jahren zurück, sei es nun bei Insekten, Säugetieren oder der Vielfalt von Wild- und Kulturpflanzen. Weltweit sind rund eine Million Tier- und Pflanzenarten vor dem Aussterben bedroht, maßgeblich auch aufgrund der industriellen Landwirtschaft, fehlender Ackerrandstreifen und naturbelassener Flächen. Da die politischen Entscheidungsträger mehr­heitlich untätig bleiben, und in einigen Fällen lieber Strafzahlungen an die EU hinnehmen, als Natur- und Artenschutz voranzubringen, obliegt es so­mit derzeit leider der Zivilgesellschaft, Nicht­regierungs­orga­nisationen und Privatpersonen, Um­welt­politik zu betrieben – auch gegen die Wirt­schaftsinteressen der politischen Eliten, konventionellen Bauern und Agrarlobbys. Eine zivilge­sell­schaftliche Maß­nahme in diesem Sinne soll die ‚Initiative Ackerrandstreifen‘ sein.

 

3 Beispiel-Auktionen

Wie einfach es ist, kleine Agrarflächen und weitere „Restflächen“ zu erstehen – und wie große die Zahl der Flächen ist – kann einfach auf der Internetseite Bvvg.de überprüft werden:

Bvvg.de → „Objektsuche → „Was suchen Sie?“ → „Kauf“ → Auswählen: „Acker und Grünland“ und „Garten/Erholung/Freizeit“ → „Anzeigen“ klicken.

Es finden sich hier meist Objekte zwischen 0,1 und 10 ha, manchmal Flächen bis ca. 75 ha, selten größere. Am 11. Mai 2019 werden z.B. 447 solcher Objekte gefunden. Auch auf der Internetseite Diia.de finden sich Flächen, wobei dort eher der Schwerpunkt auf Brachen und Grund­stücken liegt, auf denen z.T. eine ruinöse Bebauung vorhanden ist. Aber auch solche Flächen können, sofern sie in landwirtschaftlichen Gebieten liegen, gut zu Acker­rand­streifen oder Wildäckern umgewandelt werden.
Einige der angebotenen Flächen sind noch für einige Jahre verpachtet. In diesen Fällen können die Flächen aber auch gekauft – und nach Ablauf des Pacht-Zeitraums in naturnahe Flächen umgewandelt werden.
Insgesamt ist auffällig, dass besonders viele Flächen (insbesondere, die bei BVVG angeboten werden) recht klein sind – und damit für viele Bauern eher weniger interessant sein dürften. Diesen Umstand kann man meiner Ansicht nach hervorragend mit der hier vorgestellten Initiative nutzen.

4 Internetseite und Außendarstellung

Jede einzelne gekaufte und umgewandelte Fläche wird auf einer Internetseite für die Öffent­lichkeit präsentiert. Mitsamt einer Karte des genauen Standorts und Fotos. Zudem soll es eine Kommentarfunktion geben, um Ideen aus der Zivilgesellschaft zu sammeln, etwa was eine sinnvolle Bepflanzung der jeweiligen Flächen betrifft. Im Folgenden ist ein Entwurf dargestellt, wie eine solche Internetseite aussehen könnte:

Auf der Internetseite sollen vor allem Exposés aller bereits gekauften Flächen gelistet sein, die nach Kategorien sortierbar und über eine Gesamtkarte einfach zu finden sind.

Der Arbeitstitel der Initiative lautet ‚Initiative Ackerrandstreifen‘. Allerdings wären auch andere Namen möglich, je nach dem, wie die Einschätzung ausfällt, welcher Titel am griffigsten und erfolgversprechendsten ist. Z.B.:

  • Initiative Ackerrandstreifen
  • Fonds Ackerrandstreifen
  • Dein Ackerrandstreifen
  • Projekt Ackerrandstreifen
  • Initiative Acker-Renaturierung
  • Acker back2nature

Folgende Domains z.B. sind noch frei:

  • Ackerrandstreifen.org
  • Ackerrandstreifen.net

5 Finanzierung

Finanziert werden soll der Kauf der Flächen über Crowdfunding. Dabei sind die Investitionskosten sehr überschaubar, zumal es sich häufig um Flächen unter einem Hektar bis weni­gen ha handelt. So können Kleinstflächen bereits für wenige Hundert Euro erworben wer­den, oder etwas größere Flächen für Beträge im einstelligen Tausenderbereich. Dazu kommt z.T. eine Provision bei privaten Auktionshäusern von rund 15-20 % der Kaufsumme und eine Gebühr für den Notar für das Überschreiben der Fläche in den Besitz der ‚Initiative Ackerrand­streifen‘. Bei einem solchen Kaufpreis ist auch die Notargebühr mit mehreren Hundert Euro pro Kauf überschaubar.

Die Flächen gehen nach dem Kauf in das Eigentum der ‚Initiative Ackerrandstreifen‘ über (ggf. in Form eines gemeinnützigen Vereins). Pauschal 25 % der gespendeten Gelder sollen dabei in einen separaten Finanztopf fließen, aus dem laufende Kosten beglichen werden. Dazu gehören:

1. Grundsteuer für die bereits erworbenen Flächen
2. Administrative Kosten für den Betrieb der Internetseite, Personalkosten etc.
3. Kosten für die exakte/metergenaue Grenzfeststellung von Flächen, sofern dies in Absprache mit den Besitzern angrenzender Grundstücke notwendig sein sollte.

Es gibt zwei Möglichkeiten, die ‚Initiative Ackerrandstreifen‘ zu finanzieren: Entweder über eine Plattform wie einer der Folgenden

  • Betterplace.org
  • Betterinvest.com
  • Ecocrowd.de

oder eigenständig, bzw. unter dem Dach einer großen Umwelt- und Naturschutzorganisation. Für mich wären beide Optionen gangbar, ich würde dies gerne aber noch näher mit Ihnen als Part­nerorganisation besprechen, sofern Sie an diesem Projekt Interesse haben.

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4 Kommentare zu "Initiative Ackerrandstreifen"

  1. Hallo, was ist denn zwischenzeitlich aus der Initiative geworden? Ging es irgendwie weiter?

    • Hallo Sarah,

      leider blieben unsere Versuche, Umwelt-NGOs zu kontaktieren bisher ohne Ergebnis. Wir hatten beim NABU, WWF, BUND, Greenpeace, den Naturfreunden, Robin Wood angefragt.
      Es gab immerhin ein Treffen mit der NGO „Bioboden eG“, die die Idee nicht so gut fanden, weil sie dagegen waren, dass man auf dem „Markt“ solche Flächen aufkauft.
      Wenn Du eine Idee hast, wie wir weiterkommen mit unserer Initiative, dann melde Dich gerne!

      Viele Grüße
      Christopher Stark

  2. Eine sehr schöne Idee. Das Konzept könnte jedoch auch dezentral funktionieren, indem Leute zum Kauf solcher Flächen motiviert werden, die dann aber in ihrem Besitz bleiben, jedoch über die Initiative sichtbar gemacht werden.

    • Nallo Niels,
      das ist eine super Idee! Ich weiß nur gerade nicht, wie man das anstellen soll. Verschiedene Umweltschutzorganisationen hatten kein Interesse 🙁
      Viele Grüße Christopher

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