Zwei-Klassen-Gesellschaft an der Uni? Von Axel Gerdau, Jule Bleyer
Gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft an der Universit�t? Der Allgemeine Studierenden Ausschuss (AStA) kritisiert eine massive Benachteiligung der "alten" Diplom- und Magisterstudenten gegen�ber den "neuen" Bachelor- und Master-Studieng�ngen. Der Vorwurf: W�hrend Bachelor-Studenten ideale Bedingungen vorfinden, werden Vorlesungen der Diplomer gestrichen, die Kurse sind �berf�llt.
Hintergrund: Seit 2005 werden bundesweit die Studieng�nge Bachelor und Master stufenweise eingef�hrt. Sie sind praxisorientiert und sollen die Abschl�sse Diplom und Magister ersetzen. Schon jetzt durchlaufen nahezu alle neuen Studenten den Bachelor-Studiengang, w�hrend Diplomstudenten (noch in der Mehrzahl) in den kommenden Jahren ihr angefangenes Studium beenden.
Auch Mona K�hl und Annie Schumann (beide 21), Studentinnen der Betriebswirtschaftslehre (BWL) f�hlen sich benachteiligt. Um ihr Grundstudium abzuschlie�en, muss Schumann beispielsweise noch einen Schein in der Vorlesung BWL I machen - doch die Vorlesung wird in diesem Semester nicht angeboten, da die Bachelor-Studenten den Kursus bereits im vergangenen Semester besucht haben. "Jetzt muss ich die Klausur schreiben, ohne den Stoff geh�rt zu haben", sagt Schumann. Zweites Beispiel: das Rechnerpraktikum. Der Besuch ist Pflicht, doch f�r Diplomstudenten wird lediglich ein Kurs angeboten, der auf 35 Personen begrenzt ist. Bachelor-Studenten stehen acht Kurse zur Verf�gung. �hnlich sieht es in VWL II (Volkswirtschaftslehre) aus: F�r Bachelor gibt es zwei Vorlesungen, f�r Diplomer nur eine - die auch von Bachelor-Studenten besucht werden darf und immer �berf�llt ist.
AStA-Vorstand Torsten H�nisch: "Es kann nicht sein, dass Diplom- und Magisterstudenten unter der Einf�hrung der Bachelor- und Masterstudieng�nge leiden." Wissenschaftssenator J�rg Dr�ger (parteilos) m�sse eingestehen, dass die Umstrukturierung der Studiensysteme und die zus�tzliche Betreuung der Bachelorstudenten nicht zum Nulltarif zu haben waren. "Dann muss die Beh�rde mit zus�tzlichen Mitteln sicherstellen, dass die Diplomstudieng�nge nicht verkommen", so H�nisch weiter. Der AStA will vom Senat wissen, wie viele Lehrveranstaltungen der Diplomer gestrichen wurden und ob Geld bereitsteht, um diesen Verlust auszugleichen.
Auch Heike Opitz, hochschulpolitische Sprecherin der GAL, will der Sache auf den Grund gehen: "Wenn es tats�chlich eine Benachteiligung gibt, muss der Senat diese beheben." Barbara Br�ning (SPD) trifft sich heute mit dem AStA-Vorstand. Sie sagt: "Die Uni muss alle Studenten zu einem guten und schnellen Abschluss f�hren."
Die Wissenschaftsbeh�rde will indes von Fehlern nichts wissen. "Es gibt Herausforderungen bei der Umstellung der Systeme, die aber von der Universit�t bew�ltigt werden", so eine Sprecherin. Prof. Dr. Holger Fischer, Vizepr�sident f�r Studium und Lehre an der Uni, r�umt Probleme ein: "Die treten vor allem dann auf, wenn Diplomer und Bachelor-Studenten die gleichen Vorlesungen besuchen m�ssen." Bei der Platzvergabe f�r Seminare w�rden die neuen Studieng�nge bevorzugt. "Die Universit�t sichert den Bachelor-Studenten eine schnelle Studienzeit verbindlich zu", so Fischer. Die Diplomer h�tten mehr "Freiheiten", sowohl zeitlich als auch thematisch. Vernachl�ssigen wolle man sie aber auf keinen Fall. "Daher sollen f�r Diplomstudenten in wichtigen Kursen Kontingente bereitgestellt werden", so Fischer. F�r Annie Schumann eine unbefriedigende Antwort: "Ich muss genauso hohe Studiengeb�hren zahlen wie ein Bachelor - und will ebenso schnell fertig werden."
erschienen am 3. Mai 2007 Erschienen am 03.05.2007 in Hamburger Abendblatt zurück | quelle
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