Die Universit�t wird zum KrisenherdDie Hochschulpolitik entwickelt sich immer mehr zu einer Schwachstelle des Hamburger Senats. Zehn Monate vor der n�chsten Wahl werden die Klagen von Studenten und Professoren immer lauter. Seit Jahren wartet die Stadt auf Erfolge des umstrittenen Reformkurses, den Wissenschaftssenator J�rg Dr�ger 2001 eingeleitet hat.
Der vorl�ufige Tiefpunkt war im M�rz mit einer Umfrage des Hochschulverbands unter 22 000 Professoren und Wissenschaftsexperten aus ganz Deutschland erreicht, in der Dr�ger (parteilos) bei einer Durchschnittsnote von 5,0 auf dem letzten Platz landete und Kommentare erntete wie: "Sein Motto lautet: k�rzen, streichen, �konomisieren."
Ganz aus der Luft gegriffen war das nicht. Vor allem Hamburgs gr��te und bedeutendste Hochschule, die Universit�t, leidet unter �berlastung und chronischer Unterfinanzierung. Wenn nicht rasch zus�tzliche Mittel zur Verf�gung gestellt werden, sind ganze F�cher und Ausbildungsg�nge nicht mehr zu halten. In der Uni wird dar�ber bereits diskutiert. Die neu eingef�hrten Studiengeb�hren von 500 Euro pro Semester, mit der sich die Studienbedingungen verbessern sollen, bedeuten kaum mehr als einen Tropfen auf den hei�en Stein. Denn der Uni wird immer mehr abverlangt: h�here Lehrverpflichtungen, bessere Betreuung, mehr Absolventen. Ganz nebenbei musste Deutschlands f�nftgr��te Hochschule auch noch in Windeseile das Studiensystem auf die neuen Bachelor- und Master-Abschl�sse umstellen und Fachbereiche in Fakult�ten verwandeln. Diese hatten mit einer gigantischen B�rokratisierungs- und Formalisierungswelle zu k�mpfen, w�hrend eine Qualit�tsverbesserung noch immer auf sich warten l�sst.
Der Senator k�mmerte sich indes um international bedeutungslose Neugr�ndungen wie die HafenCity-Universit�t, die Hamburg School of Logistics oder der Media School, die auch staatliche Mittel banden. Folge war ein Kannibalisierungsprozess, der den Konkurrenzdruck unter den Hamburger Hochschulen verst�rkte.
Andere L�nder schlugen den gegenteiligen Kurs ein und setzten auf mehr Zusammenarbeit. Beispiel Bayern: Die M�nchner Spitzenhochschulen LMU und TU kooperieren so eng wie noch nie zuvor. Auch die riesigen Ruhr-Hochschulen Bochum, Dortmund und Zechlin gr�ndeten eine "Universit�tsallianz" zur gegenseitigen St�rkung und Abgrenzung gegen�ber anderen Regionen.
Die Folgen der nicht zu Ende gedachten Hamburger Reformen sind deutlich zu besichtigen. Sie kristallisieren sich in der Emp�rung �ber die staatlich erzwungene Bevorzugung der Bachelor- und Master-Studenten gegen�ber den "alten" Magister- und Diplomanw�rtern, die noch nach dem bew�hrten System studieren. W�hrend den Neuen gem�� der dr�gerschen Bedarfsplanungen kleinere Seminare und bessere Betreuung garantiert werden, gucken die alten - die Mehrheit - in die R�hre. Zahlende Kunden sind seit diesem Sommersemester aber alle. Kein Wunder, dass nun der Protest zunimmt.
Dabei handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs. Denn viele, die nach der kurzen Bachelor-Ausbildung auch den h�herwertigen Master machen wollen, werden in Hamburg nicht weiterstudieren k�nnen. Denn die Uni hat zu wenig Geld, um ausreichend Studienpl�tze zu finanzieren. Allein, um die Zielvorgaben zu erreichen, die auf den Empfehlungen des Dr�ger-Beraters Klaus von Dohnanyi (SPD) basieren (2380 Master-Abschl�sse per annum), fehlen nach Abendblatt-Informationen bis zu 20 Millionen Euro j�hrlich.
Wissenschaftssenator J�rg Dr�ger ger�t unter Druck. Trotz - oder gerade wegen - seiner Reformpolitik werden die Probleme immer gr��er. Hintergr�nde von Florian Kain.
In den Geisteswissenschaften d�rfen sich nur rund 30 Prozent der Hauptfachstudenten Hoffnungen machen, in einen Masterstudiengang wechseln zu k�nnen. Dabei ist der Bachelor, wie der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Gerd Bornm�ller sagt, "kaum mehr Wert als ein Berufsschulabschluss. Schmalspur statt Exzellenz, darauf l�uft es hinaus."
So ist zu bef�rchten, dass gute Abiturienten Hamburg k�nftig meiden, forschungsstarke Professoren die Flucht ergreifen. In den Ohren der Hamburger kann es da nur klingeln, wenn J�rgen Z�llner, Pr�sident der Kultusministerkonferenz, jetzt sagt, dass wir "in der Zukunft deutlich mehr und noch besser ausgebildete Hochschulabsolventen" brauchen. Hamburg baut noch bis 2009 Studienpl�tze ab. Wird jetzt nicht umgesteuert, droht der Absturz vom Mittelma� in den Keller. B�rgermeister Ole von Beust (CDU) scheint Handlungsbedarf erkannt zu haben. Er versprach, mehr in die Forschung investieren zu wollen. Aber Exzellenzf�rderung beginnt bereits im ersten Seminar.
erschienen am 9. Mai 2007 Erschienen am 09.05.2007 in Hamburger Abendblatt zurück | quelle
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