Kurzer Prozess mit LangzeitstudentenOb es nun ungerecht ist, wie die Opposition meint, oder logisch, wie die Regierung sagt: 1110 Studenten der Universit�t Hamburg werden zwangsweise exmatrikuliert, weil sie trotz Gnadenfrist ihre Studiengeb�hren nicht bezahlt haben.
F�r die Opposition ist es eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, f�r die Regierungsfraktion die logische Konsequenz aus dem Gesetz �ber die Einf�hrung von Studiengeb�hren. F�r die Universit�t selbst aber ist es der gro�e Kehraus: 1110 Studenten m�ssen gehen, denn sie haben ihre 500 Euro Studiengeb�hren f�r das kommende Wintersemester nicht gezahlt. Und das, obwohl sie nach dem ersten Exmatrikulationsbescheid Ende Juli noch eine Gnadenfrist bis Mitte August erhalten hatten.
Universit�tspr�sidentin Monika Auweter-Kurtz bleibt keine andere Wahl, denn das Gesetz sieht die Exmatrikulation eindeutig vor. Zuvor war der Versuch verschiedener Studenteninitiativen, einen Geb�hrenboykott zu organisieren, gescheitert. Die Studierendenvertretung AStA beteiligte sich nicht. In den vergangenen zwei Wochen der Gnadenfrist �berwiesen noch 500 Studenten eiligst die Geb�hren.
Trotzdem muss die Universit�t jetzt t�tig werden. Sie muss den angek�ndigten Rauswurf der s�umigen Zahler durchziehen. �Der Senat hat der Universit�t mit der Einf�hrung von Studiengeb�hren eine Suppe eingebrockt, die die Hochschule jetzt notgedrungen ausl�ffeln muss. Senator Dr�ger kann sich entspannt zur�cklehnen�, sagt die SPD-Hochschulexpertin Barbara Br�ning. Und der AStA kritisiert, es sei v�llig unn�tig, die Exmatrikulation in den Semesterferien durchzuziehen, so lange auch noch Klagen auf Befreiung von den Geb�hren anh�ngig seien.
Im Pr�sidium an der Edmund-Siemers-Allee ist man bem�ht, die Wogen zu gl�tten. �Es geht bei den knapp �ber tausend Studierenden, die jetzt von der Exmatrikulation betroffen sind, nur um Studierende, die sich �berhaupt nicht gemeldet haben�, betont Uni-Sprecherin Birgit Kruse. �Deshalb gehen wir sehr stark davon aus, dass es sich hier um Studierende handelt, die keinen Studienabschluss mehr anstreben.�
Schon als die Exmatrikulationsbescheide Ende Juli versandt wurden, fiel auf, dass ein besonders hoher Anteil der angeschriebenen Studenten h�heren Semesters war. Und noch eines streicht Kruse heraus: �Die durchschnittliche Anzahl von Studierenden, die sich zu einem neuen Semester einfach nicht zur�ckmelden, also der ,Schwundfaktor', ist normalerweise mindestens so hoch.�
An der Uni eingeschrieben zu sein, ohne tats�chlich zu studieren, und nur, um von verschiedensten Verg�nstigungen f�r Studenten zu profitieren, lohnt sich also nicht mehr: Keine g�nstige Krankenkasse, kein Studentenausweis und kein g�nstiges Semesterticket f�r Busse und Bahnen wiegen die 500 Euro Studiengeb�hren auf, die ab jetzt zwei Mal im Jahr f�r jeden Studenten f�llig werden.
Und noch eines beobachtet das Uni-Pr�sidium: Unter den Studienanf�ngern ist die Universit�t Hamburg nach wie vor �u�erst beliebt. Bundesl�nder, die bislang keine Studiengeb�hren eingef�hrt haben, scheinen die Studenten also nicht von den geb�hrenpflichtigen Hochschulen wegzulocken.
Genauer wird sich das aber erst zeigen, wenn feststeht, ob die Geb�hren wirklich zu einer Verbesserung der Studienbedingungen gef�hrt haben. Die Sozialdemokraten wollen daran festhalten, den 500-Euro-Obolus im Falle eines Regierungswechsels wieder abzuschaffen. Wobei sie bisher nicht erkl�rt haben, woher dann die 25 Millionen Euro Geb�hreneinnahmen kommen sollen. Erschienen am 20.08.2007 in Welt zurück | quelle
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