StudentInnen meiden Geb�hrenSeit der Erhebung von Studiengeb�hren ist die Zahl der Studierenden in Niedersachsen gesunken. Schrecken 500 Euro pro Semester Studierwillige ab - oder liegts an einer demographischen Delle?
VON KAI SCH�NEBERG
Politik und Wirtschaft fordern mehr Hochqualifizierte, um den Standort Deutschland wettbewerbsf�hig zu halten: In Niedersachsen ist die Zahl der StudentInnen mit der Einf�hrung von Studiengeb�hren jedoch kr�ftig gesunken. Gab es im Sommersemester 2006 noch 133.750 Immatrikulierte im Land, waren es im Sommersemester 2007 nur noch 122.400 - fast ein Zehntel weniger. Im dem Semester, in dem erstmals alle Studierende Geb�hren von 500 Euro pro Semester zahlen m�ssen, sinkt ihre Zahl an einigen Hochschulen drastisch, an der Universit�t Osnabr�ck sogar um 16,2 Prozent auf 8.100. Ob der Brain Drain zwischen Harz und Heide mit der Uni-Maut zu tun hat, ist allerdings hochumstritten.
"Ist das so schlimm", fragte Lutz Stratmann am Donnerstag. Die Geb�hren h�tten viele, die nur pro forma studierten, zur Exmatrikulation bewogen, sagte der CDU-Wissenschaftsminister. Neben den Karteileichen erreiche die Hochschulen zudem gerade eine "demographische Delle", sagte Stratmann. Von einem Abschreckungseffekt k�nne keine Rede sein. Lieber betonte Stratmann, dass die Zahl der Erstsemester im laufenden Semester um 2,4 Prozent auf 2.700 stieg. Au�erdem wies er auf die an einigen Hochschulen aktuell hochgeschnellte Zahl der Studienbewerber f�r zugangsbeschr�nkte F�cher hin - ohne allerdings zu erw�hnen, dass die neuen Online-Bewerbungen die Zahlen ohnehin h�tten explodieren lassen m�ssen.
"Alles Sch�nf�rberei", wetterte die Opposition. Es sei naiv, zu behaupten, es gebe keinen Zusammenhang zwischen Studentenschwund und Studiengeb�hren, sagte Gabi Andretta (SPD). Vor allem Kinder aus bildungsferneren Schichten w�rden sich nun �berlegen, ob sie sich verschulden wollten - und k�nnten. Schon die Immatrikuliertenzahlen des Wintersemesters seien alarmierend gewesen: Als zun�chst nur die Erstsemester f�r Geb�hren zur Kasse gebeten wurden, war die Zahl der StudentInnen im Land bereits binnen Jahresfrist um 6.000 geschrumpft.
"Wer die Einschreibungs- und Bewerberzahlen als Indiz daf�r nimmt, dass Studiengeb�hren nicht abschrecken, dabei aber die Entwicklung der Abiturientenzahlen nicht ber�cksichtigt, der rechnet sich die Welt sch�n", kritisierte Gabriele Heinen-Kljajic (Gr�ne).
Die Zahl der AbiturientInnen im Land steigt derzeit, anders als von Stratmann dargestellt, kontinuierlich an: 2005 erwarben hier 24.700 Sch�lerInnen die Hochschulreife, 600 mehr als im Jahr zuvor. Die neuen verschulten Bachelor- und Masterstudieng�nge machten es f�r viele unm�glich, die Studiengeb�hren durch Erwerbsarbeit zu finanzieren, klagten die Asten von Uni Hannover und TU Braunschweig. Sozial Benachteiligte und Studierende aus Nicht-EU-L�ndern seien nun sogar "langfristig von einem Hochschulstudium ausgeschlossen".
Auch bei der Summe der Studiengeb�hren hat sich Stratmann verrechnet: Hatte er bislang prognostiziert, im Jahr k�men 120 Millionen Euro f�r die Lehre an den Hochschulen zusammen, ist die Bilanz f�r das erste Halbjahr 2007 ern�chternd: Insgesamt zahlten die StudentInnen bislang etwa 41,5 Millionen Euro ein, also aufs Gesamtjahr hochgerechnet ein Drittel weniger als erwartet.
Die Studiengeb�hren k�nnten "gerade mal die vergangenen K�rzungen kompensieren", erwiderten die Asten aus Hannover und Braunschweig, an der Unterfinanzierung der Hochschulen habe sich nichts ge�ndert: "Ein paar zus�tzliche Tutorien k�nnen �ber den massiven Stellenabbau der letzten Jahre nicht hinwegt�uschen." Erschienen am 03.08.2007 in taz zurück | quelle
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